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Lebendige Geschichte
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Hallo,
als 1960 Geborene gehöre ich zu der "zweiten Generation" der Nachkommen von Vertriebenen aus dem historischen deutschen Osten - Ostpreußen, Pommern und Schlesien.
Die "Tätergeneration" ist gut bekannt. Es sind die Menschen, die als Erwachsene Hitler wählten und den Verlust ihrer Heimat selbst mit verursacht haben.
Als die Generation der "Kriegskinder" werden die Menschen bezeichnet, die im so genannten Dritten Reich Kinder und Jugendliche waren und auf vielfältige Weise durch diese Zeit geprägt wurden. Sie bauten das Nachkriegsdeutschland in der oftmals neuen Heimat wieder auf.
Als "Zweite Generation" oder neuerdings "Kriegsenkel" ist die Nachkriegsgeneration bekannt, die ins Wirtschaftswunder von Ende der 1940er bis in die 1970er Jahre hineingeboren wurde. Mir gefällt der Begriff "Zweite Generation" besser, weil er mehr in die Zukunft schaut.
Das Thema "Krieg und Nationalsozialismus" wurde in meiner Herkunftsfamilie stets offen und kritisch diskutiert und der Verlust der Heimat intensiv betrauert, nie in dem Tenor von "wir möchten unser Land wiederhaben". Meine beiden Großväter hatten sich gegen Hitler gestellt, der eine als Laie in der Bekennenden Kirche in Ostpreußen, der andere als Pfarrer in Schlesien, der sich bewusst nicht den Deutschen Christen anschloss. Ich bin mit einem lebendigen, authentischen, nicht-strafenden christlichen Glauben und einer sehr interessanten familiären Auseinandersetzung mit diesem Teil der deutschen Geschichte aufgewachsen.
Wie sehr sich jedoch meine Elterngeneration von der Großelterngeneration unterschied, wurde mir schon als Kind am Beispiel meiner schlesischen Großmutter deutlich. Sie hatte das ungebrochene Selbstbewusstsein der im Kaiserreich Geborenen, wo "die Welt noch in Ordnung" war. In den 1920er Jahren hatte sie sich eine Berufsausbildung weit weg vom schlesischen Zuhause erkämpft. Erst mit 30 hatte sie geheiratet, vier Kinder bekommen und 1936 als erste Frau im Landkreis den Führerschein gemacht. Noch mit über 70 Jahre kaufte sie sich gerne neue Kleidung und fuhr gerne in Urlaub.